Sturmfahrt nach Texel

Ende April heißt es für eine eingespielte und verwegene Truppe des Vereins der Südtiroler in NRW auf nach Harlingen an die holländische Nordseeküste. Es gilt zu beweisen, dass Südtiroler nicht nur im Gebirge, sondern auch auf schwankenden Brettern ihren Mann stehen können.
Nach den abenteuerlichen Erlebnissen des letzten Jahres (wir saßen stundenlang auf einer Sandbank fest) machte sich unter den Leichtmatrosen doch eine gewisse Spannung breit. Auch der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Der Freitagabend verlief wie immer unfallfrei und feuchtfröhlich – selbst das holländische Bier schmeckte bestens – war es doch vom Reeder als Wiedergutmachung gespendet worden.
Am nächsten Morgen hieß es: „Leinen los!“ Ziel war die Insel Texel, was mit einem Jubelschrei begrüßt wurde, denn damit konnte endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, versucht man doch seit einigen Jahren vergebens dorthin zu gelangen. Das Wetter hielt uns richtig zum Narren und zog alle Register. Zuerst strahlend blauer Himmel, dann dunkle Wolkenfronten, Hagelschauer und Regengüsse
„Mannschaft vollständig angetreten“
peitschten über das Deck. Bei Windstärke 7 jagten wir an der Küste des Ijsselmeeres entlang und liefen zwei Stunden früher als erwartet in den kleinen Hafen Oudeschild auf der Insel Texel ein. Der Kapitän gestattete uns als Belohnung einen ausgiebigen Landgang, und am Abend versammelten sich alle – Segelcrew und die Matrosen der Gebirgsmarine – zum obligatorischen Gulasch mit Knödeln und Krautsalat.
Am nächsten Morgen setzten wir nach einem opulenten Frühstück wieder die Segel und mit Hilfe des Bordmotors schafften wir es auch gegen den starken Wind wieder wohlbehalten in den Heimathafen Harlingen zurückzugelangen. Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und mit stolz geschwellter Brust nahmen wir die Urkunden für die erfolgreiche Segelfahrt in Empfang. Dann hieß es wieder Abschied nehmen und wir machten uns zufrieden und glücklich auf die Heimreise – nach drei harmonischen Tagen trotz enger Kojen, schauerlichem Wetter und heftigem Seegang. Die Frauen haben uns mit ihrem Essen verwöhnt und so kann es in zwei Jahren wieder heißen:

„Auf nach Harlingen und Schiff ahoi!“
(Egon Santer)

Nebenbei bemerkt:
Bin ich nun ein amtlich geprüfter Segler oder nur ein erfolgreicher Teilnehmer an einem Segeltörn?